Hiriya Dump — 1998
Tel Aviv, Israel
Ein Müllberg im Ausmaß von 65 Hektar Grundfläche und einer Höhe von 80 Metern soll ein freizeitparkähnliches Gebiet werden. 15 internationale Künstler wurden von der Beracha Foundation Jerusalem zur Ideenfindung eingeladen.
kuratiert von: Martin Weyl
Present Time Space
Erste Notizen:
"...soweit wie möglich soll die Landschaft im gegebenen/ aufgeschütteten Zustand belassen bleiben/ ohne große außernatürliche Eingriffe wird der Berg zuwachsen/ Sträucher und Bäume werden der natürlichen Sukzession folgend/ unterstützt durch wenige Terassen/ das Gelände festigen.
Die Plateaufläche wäre teils als Grassteppe mit spärlicher Bewaldung und teils als belassenes Areal denkbar.
Ausgewiesene Gebiete/ die das Verhalten/ die Gestaltung der Freizeit vorgeben sollen/ wie Radwege/ Spielplätze/ Fitnessmeilen sind nicht vorgesehen.
So werden sich die Wege und Plätze des Aufhaltens über die Benützer/ nicht durch Landschafts-Planer ergeben.
Die nach diesem Vorgehen entstandenen Verbindungen und Orte können behutsam ausgebaut werden. Schmale Erdpfade/ Schotterwege/ gefestigte Wege. Infrastrukturelle Einrichtungen/ wie Zu-und Abfahrtswege/ privatautofreie Plateaufläche/ Sanitäranlagen/ Strom sowie die Herstellung einer ökologischen Basis sind in diesen ersten Notizen nicht berücksichtigt..."
"...es besteht die einzigartige Möglichkeit/ einen Park entstehen zu lassen/ in dem die Alltäglichkeit nicht designt und beschönigt wird/ der natürlichen Sichselbstgestaltung folgend..."
"...eine Müllhalde besteht nicht aus nutzlosen Anhäufungen/ sondern aus bedeutenden Inhalten/ sie stellen die Verheißungen/ welche die Dinge noch vor kurzem versprachen / in ein neues Licht..."
Architektur/ Museum:
"...kein starres/ festes Gebilde/ wobei mir als Denkmodell auch die Idee der autarken/ gleichzeitig sozialen Schöpfungen der frühen Kibuzze diente. Die Korridorarchitektur ist begehbar/ jedoch auch von außen einseh-und überblickbar..."
"...einer der Gründe/ ein Museum aus dem Dump entstehen zu lassen/ ist die Vielfalt und die daraus entstehende Vielschichtigkeit des Verbrauchten/ des nicht mehr gewollten/ des Verdrängten/ letzlich wollen wir mit dem von uns Produzierten und Ausgeschiedenen nichts mehr zu tun haben. Das Museum ist eine Möglichkeit/ die auf der Müllhalde vermengten Abfälle aus verschiedenen Kulturen auf die Bedürfnissen und Wünsche ihres Er-und Entstehens zurückzuführen. Der vorläufige Stillstand der Dinge scheint der ideale Beginn zu sein/ diesen Prozess in Bewegung zu setzen..."
"...die Arbeit am Müllberg kann als poetische Feldarbeit bezeichnet werden...
"...in meinem geplanten Bauwerk sollen Funde aus der Müllhalde nicht 1:1 als Museumstücke Verwendung finden/ die Hintergründe und Bezüge ergeben das Dargestellte/ in Zusammenarbeit mit Wissenschaftern/ Filmemachern/ Soziologen/ Technikern u.s.w..."
"...die Auseinandersetzung mit den Materialien zeigt unmissverständlich auf/ daß es nicht möglich ist/ etwas loszuwerden/ Unliebsames zu verbergen/ auszulöschen/ Verhalten ungeschehen zu machen/ ein Zustand/ welcher sich gleichermaßen bedrückend wie erleichternd zeigt.
Es gibt kein Verbrennen und Vergraben im Stillen/ ohne daß das Verbrannte vorher gelesen/ das Vergrabene registriert oder im Hinterher über Querverbindungen rekontruiert worden wäre..."
"...die Herkunft und der Ursprung von Pflanzen kann ebenso nur auf eine Zwischenzeitlichkeit zurückgeführt werden/ wie die gesamte Arbeit auch..."
"...die enge Verknüpfung von Pflanzen mit Standorten/ Mythologien und Religionen soll im Innenhof der Korridorarchitektur als säkularer Garten thematisiert werden..."
"..der Wert eines Gartens liegt darin/ ihn als Träger zur Bedeutungsentstehung zu sehen / die über ihn hinausweisend/ in der Nichtvergleichbarkeit liegt. Das Vorhaben am Hiriya Dump sehe ich darin/ ein fragiles Gebäude/ einem Glashaus ähnlich/ teils unterirdisch/ teils auf Stelzen geführt/ in die Second-Hand-Natur zu setzen/ indem das zum wertlosen Degradierte/ nicht zum Erhabenen präsentiert wird/ doch zu den Bezügen/ zu den Geschichten führt/ welche es entstehen oder enden ließen.
Konstruktionen/ welche ebenso in Gärten stattfinden..."
L. W. 1998